Zehnjähriger Hagener zurück von abenteuerlicher Junioren-WM in Brasilien

Von Thorsten Wöhrmann

 

Hagen. Schach-Weltmeister ist der zehnjährige Paul Laubrock nicht geworden. Sein Platz im Mittelfeld der Titelkämpfe in Brasilien ist aber auch nicht zu verachten – und fast schon Nebensache bei all den anderen Abenteuern.

Die Hin- und Rückreise war anstrengend , und auch der Aufenthalt in Brasilien mit täglichen Schachpartien hat an den Kräften gezehrt. Dennoch möchte der zehnjährige Paul Laubrock aus Hagen die Zeit in Südamerika nicht missen. Vier Stunden Zugfahrt nach Frankfurt, dann 14 Stunden im Flieger.. Anschließend noch gut drei Stunden mit dem Bus in brasilianische Caldas Novas, dem Austragungsort der Junioren-Schach-WM. Caldas Novas ist eine Stadt mit rund 65000 Einwohnern, die einsam in der Savanne liegt. Sie war für zehn Tage das Zuhause für Paul und seinen Vater Thomas. Zusammen mit weiteren deutschen,  kanadischen und US-amerikanischen Teilnehmern waren sie in einer Hotelanlage ganz in der Nähe der Turnierstätte untergebracht.

„Wir hatten richtig Glück, dass die Halle, in der die

WM-Spiele stattfanden nur etwa vier Fußminuten vom Hotel entfernt lag. Andere Teilnehmer mussten bis zu einer Dreiviertelstunde mit dem Bus anreisen“, sagt Paul Laubrock.

Neun Schachpartien, so hatte es der internationale Schachverband FIDE vorgegeben, mussten gespielt werden. Dabei galt es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Pauls Trainer in Deutschland Strategien und Taktiken für die einzelnen Partien ausarbeiten und sie dann per Internettelefon übermitteln. So weit der Plan aber es kam anders. Da die FIDE keine Spiellisten veröffentlichte, wussten weder Pauk noch sein Trainer Karsten Bertram, gegen wen er als Nächstes spielen musste. Somit konnte Bertram auch keine gegnerbezogenen Taktiken aufstellen. Paul war mehr oder weniger auf sich allein gestellt, und der Trainer musste, fern in der Heimat, tatenlos zusehen, zumal auch die Internetverbindung während der Turniere völlig überlastet war.

Seine Gegenspieler bei der riesigen Veranstaltung kamen aus Argentinien, Bolivien, Peru, der Mongolei, den USA und Mexiko. Die einzelnen Spiele dauerten zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Stunden. Am Ende belegte Paul Laubrock einen respektablen 59. Platz von 121 WM- Teilnehmern – alle ungefähr in seinem Alter. Paul wirkt damit nicht unzufrieden.

Geschenk vom Gegner

Am Rande der Schach-WM haben Vater und Sohn Laubrock so manches erlebt. Da waren beispielsweise zahlreiche Einheimische, die sich mit Paul ablichten lassen wollten, da man dort keine Kinder mit hellblonden Haaren kennt. Oder die frei laufenden Affen und umher fliegenden Papageien, die Paul früh am Morgen im Hotel weckten. Große Freude hat ihm das Gastgeschenk seines peruanischen Gegners Jefferson Gonzales gemacht. Paul bekam zu Spielbeginn eine Original-Wollmütze aus Peru, die selbst beim Fototermin im heimischen Wintergarten genau so wenig fehlen durfte, wie das T-Shirt der deutschen Schachmannschaft und Ansichtskarten von Heimatorten anderer Kontrahenten.

Zurück in Hagen, verzichtete Paul in der ersten Woche freiwillig auf Schach und Fußball, da er die Hausaufgaben aus zahn Tagen komplett nachholen musste. Glücklicherweise verpasste er keine Klassenarbeiten.

Jetzt, nachdem die schulischen Leistungen wieder auf dem aktuellen Stand sind, konzentriert Paul sich auch wieder auf Schach. Zischen Weihnachten und Neujahr geht es erstmal zu den deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Arndsee. „Gerne würde ich noch einmal an einer Schach-WM teilnehmen“, sagt Paul. Vielleicht klappt es ja schon im nächsten Jahr in Slowenien.

(NOZ 13.12.11)