Während andere Jugendliche am Freitag mit den Gedanken bei den Partys vom Wochenende sind, sitzen einige Jungen und Mädchen hoch konzentriert in der Jägerbergschule und spielen Schach. Bei der wöchentlichen Trainingsstunde des Hagener Schachvereins geht es still zu. Nur das Klicken der Uhren ist zu hören, die von den Spielern abwechselnd bedient werden. Müdigkeit ist hier niemanden anzumerken. Dabei liegt hinter dem Verein eine anstrengende Saison. Und die war für die 77 Spieler vor allem eines: erfolgreich. Insgesamt fünf Meisterschaften wurden gewonnen, zahlreiche Aufstiege gefeiert und Qualifikationen verbucht. Vier der fünf Herren-Mannschaften sind in ihren Klassen und Ligen aufgestiegen. Die A-Jugend gewann die Landesmeisterschaft und spielt in der nächsten Saison in der Jugendbundesliga. Die B-Jugend sicherte sich die Bezirksmeisterschaft, ebenso die D-Jugend.
„Das war auf breiter Linie eine unheimlich erfolgreiche Saison“, erzählt Jugendtrainer Karsten Bertram. Er betreut rund 50 Kinder und bringt ihnen die richtigen Züge bei. Bertram ist Mathelehrer. Kombination, Vorausdenken und Logik sind wichtig beim Schach, genau wie in der Mathematik.
Im Verein spielen nicht nur Kinder und Jugendliche aus Hagen. Weil man sich in Hagen in den letzten Jahren einen guten Ruf „erspielt“ hat, wollen auch immer mehr Schachfreunde aus dem Umland, sogar aus dem benachbarten Nordrhein-Westfalen, hier mitmischen.
Doch bei aller Freude über gewonnene Meisterschaften und Pokale hat der Verein ein Problem: Ihm fehlt das Geld. So ist man einerseits glücklich über Qualifikationen für bestimmte Meisterschaften. Andererseits weiß der Verein oftmals nicht, wie er die Fahrt zu den Ausscheidungen bezahlen soll. „Wir können uns die gute Leistung gar nicht leisten“ bringt Bertram das Dilemma auf den Punkt. Der finanzielle Engpass zeigt sich auch bei der eigenen Ausstattung. Auf
den Schachbrettern spielt man nicht mit weißen und schwarzen Figuren wie üblich. Auch Springer und Bauern in Lila stehen auf dem Feld. „Neues Material würde bis zu 2000 Euro kosten, das geht nicht“, so Bertram. Deshalb wird dreifarbig gespielt. Sieben Mädchen spielen im Verein.“ Jungen sind sehr intuitiv und kreativ, das ist beim Schach sehr wichtig“, sagt der Trainer. Für Mädchen sei es schwer, sich durchzusetzen. „Aber wir fördern sie natürlich“.
(NOZ 17.09.11)